599 Bäume gefällt: Bürgerliste fordert stärkeren Baumschutz!
GR Bernhard Carl: Wir brauchen endlich eine Baumschutzverordnung, die ihren Namen auch verdient. Vor vier Jahren habe ich dazu einen Antrag gestellt – doch von der zuständigen Vizebürgermeisterin heißt es seither nur „bitte warten“.
Allein im vergangenen Jahr wurden 599 geschützte Bäume in der Stadt Salzburg gefällt. Das zeigt die Beantwortung einer aktuellen Anfrage von Gemeinderat Bernhard Carl. Von 398 Fällungs-Ansuchen wurden gerade einmal 18 abgelehnt. „Die Bäume in unserer Stadt sind bestenfalls auf dem Papier geschützt. Das muss dringend besser werden“, fordert der stellvertretende Klubobmann der Bürgerliste. Bereits 2019 hat Carl einen entsprechenden Antrag an die für Baumschutz zuständige Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ÖVP) gestellt. Seit vier Jahren heißt es dazu aber lediglich: „Bitte warten“.
Andere Städte sind beim Baumschutz schon ein gutes Stück weiter: In Graz sind Bäume ab einem Umfang von 50 Zentimetern generell geschützt, in Wien sogar schon ab 40 Zentimetern. Die Salzburger Baumschutzverordnung hingegen ist viel komplexer und gleichzeitig auch wesentlich zahnloser. Außerdem wird in unserer Stadt stark nach Art des Baumes unterschieden.
„In Salzburg brauchen wir eine Baumschutzverordnung, die ihren Namen auch wirklich verdient. Mein Antrag dazu liegt längst auf dem Schreibtisch der zuständigen Vizebürgermeisterin. Jetzt ist es höchst an der Zeit, dass Barbara Unterkofler endlich einen Vorschlag vorlegt“, so Gemeinderat Bernhard Carl weiter. 2019 hat er den Antrag eingebracht, die Salzburger Baumschutzverordnung nach dem Grazer Vorbild zu überarbeiten. „Dem Vernehmen nach haben Expert*innen aus dem Amt sogar schon einen Papier ausgearbeitet. Offenbar ist der Vizebürgermeisterin dieser Vorschlag aber zu stark.“
In der Zwischenzeit bleibt das Fällen geschützter Bäume in unserer Stadt leider weiterhin ein reiner Formalakt: „In der Realität haben wir in Salzburg keine Baum-SCHUTZ-Verordnung, sondern eher eine Fällungs- und Nachpflanzungsverordnung. Nicht einmal jeder zwanzigste Antrag wird wirklich abgelehnt“, erklärt der stellvertretende Klubobmann. Carl kritisiert dabei nicht Nachpflanzungen an sich – doch bis diese zum vollwertigen Ersatz für verlorengegangene Bäume werden, dauert es mitunter viel zu lange. „Ausgewachsene Bäume sind Balsam für die Seele. Sie sind wie Klimaanlagen für unsere Stadt, dienen als Brutplatz für Vögel und Biotope für Insekten und andere Kleinlebewesen. Bis ein junger, dünner Baum die Größe jenes Baums erreicht, der weichen musste, vergehen Jahrzehnte.“
Bernhard Carl fordert auch, dass Bauträger künftig mit einer neuen Baumschutzverordnung stärker zu Umplanungen ihrer Projekte bewegt werden können: „Jede Tiefgaragenausfahrt wiegt derzeit in der Argumentation stärker als der mächtigste und schönste Baum. Der Schutz der Bäume in unserer Stadt muss gerade in Zeiten des Klimawandels oberste Priorität haben. Dafür braucht es endlich eine vernünftige Baumschutzverordnung“, so der Bürgerlisten-Gemeinderat abschließend.