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28.10.2025 Soziales

Leihen statt Kaufen: Salzburg soll zur Verleih-Stadt werden

Lukas Bernitz

Die Bürgerliste will mit einer neuen Initiative Salzburgs Nachbarschaften aktivieren. Mittels Aufklebern auf Briefkästen sollen wenig benutzte Gegenstände an Nachbar:innen verliehen werden. Die Idee würde viele Vorteile bringen und ließe sich einfach umsetzen.

 

Wer hat sie nicht, die vermeintlichen Alltagsgegenstände, die man nur ein- oder zweimal im Jahr verwendet und die den Rest der Zeit ungenutzt in Haushalt herumliegen. Warum sie also nicht einfach in der Nachbarschaft teilen? Diesen Gedanken hatte Bürgerlisten-Gemeinderat Lukas Bernitz und möchte jetzt eine Initiative anstoßen, die das unkomplizierte Verleihen von Alltagsgegenständen in der Nachbarschaft fördern soll. Bernitz hat hierzu im gestrigen Gemeinderat einen entsprechenden Antrag eingebracht.

 

Die Idee ist einfach: Bürger:innen erhalten von der Stadt Stickerbögen mit leicht verständlichen Symbolen – etwa für Bohrmaschine, Raclette, Waffeleisen, Partyzelt, Leiter, Schneeschuhe oder auch den WLAN-Zugang – und bringen diese kombiniert mit einem „Ich verleihe“-Aufkleber gut sichtbar am eigenen Briefkasten an. So wird für die Nachbarschaft erkennbar: „Hier kann man sich etwas ausleihen.“

 

„Viele Dinge brauchen wir wirklich nur sehr selten und kaufen wir uns trotzdem – mangels Alternativen. Dabei müsste eigentlich nicht in jedem Haushalt eine Bohrmaschine verstauben“, führt Bernitz aus. “Wenn man jetzt plötzlich weiß, welche Gegenstände es in der Nachbarschaft zum Ausleihen gibt, vermeidet das unnötige Anschaffungen. Das spart Geld und schont Ressourcen, stärkt aber vor allem das Vertrauen und die Beziehungen in der Nachbarschaft. Salzburg kann damit zeigen, wie gelebte Nachhaltigkeit ganz konkret und sozial sein kann. Und das sprichwörtlich vor der eigenen Haustür“, so der Gemeinderat.

 

In seinem eigenen Mehrparteienhaus – Bernitz bewohnt das Gemeinschafswohnprojekt Glockmühle – wird das Teilen schon seit Langem großgeschrieben. „Wir haben gemeinsames Werkzeug, teilen uns ein Lastenrad und nutzen auch das WLAN gemeinsam, wodurch wir uns einiges an Kosten sparen. Für unseren letzten Urlaub haben wir uns einen großen Koffer bei unseren Nachbarn ausgeliehen.“ Der Gemeinderat möchte jetzt darauf hinarbeiten, dass solche Modelle in der breiten Bevölkerung ankommen. Denn: „Teilen macht bekanntlich Freude. Vielfach scheitert es einfach nur daran, dass es von außen nicht sichtbar ist, was jemand bereit ist zu teilen“, ist Bernitz überzeugt.

 

Gestoßen ist Bernitz auf die Idee in der Schweiz, wo es bereits seit Jahren eine ähnliche Initiative mit großem Erfolg und tausenden mitmachenden Haushalten gibt. Gefallen hat ihm dabei, dass die Aktion sichtbar, einfach und einladend ist. „Es braucht keine App, keinen Papierkram, nur ein paar Aufkleber und die Bereitschaft mit den Nachbar:innen in Kontakt zu treten“, erklärt Bernitz.

 

Die Bürgerliste/DIE GRÜNEN hat im Gemeinderat am vergangenen Mittwoch bereits einen entsprechenden Antrag eingebracht. Laut Bernitz würde die Aktion gerade jetzt auch deshalb Sinn ergeben, weil die Stadt und das Team Vielfalt aktuell einen Sharing-Schwerpunkt verfolge. „Da würde so eine Initiative meines Erachtens hervorragend und mit relativ wenig Aufwand reinpassen.“ Bernitz regt an, dass die Stadt eigene Stickerbögen entwirft und über ihre eigenen öffentlichen Einrichtungen wie z.B. die Bewohnerservicestellen an Bürger:innen ausgibt.

 

„Und natürlich gehört so eine neue Teilen-Initiative dann gut beworben – und über alle Kanäle geteilt“, so Bernitz abschließend mit einem Augenzwinkern.